Es gibt heute kaum noch Geschäftsräume oder größere Einrichtungen, in denen man keiner technisch abgekühlten Luft begegnet. Klimaanlagen sind allgegenwärtig. Aber wie gut oder schlecht helfen sie dem Corona-Virus, sich immer weiter zu verbreiten?

Wie effektiv verbreiten Klimaanlagen Corona-Viren?

Auch wenn wir sie nicht immerzu wahrnehmen, Klimaanlagen sind aus Zügen und Flugzeugen, Restaurants oder Geschäften gar nicht mehr wegzudenken. Es heißt, in den Anlagen sind gute Filter verbaut. Aber wie feinmaschig sind solche Filter wirklich, bleiben Viren darin stecken und wer entsorgt dieses Zeug wie oft?

Fakt ist, dass sich im Schlachtbetrieb von Tönnies innerhalb weniger Tage mehr als 1000 Mitarbeiter mit SARS-CoV-2 infizierten. Abgesehen von Arbeitsbedingungen an Orten wie diesen soll nach Ansicht des Hygiene-Experten Martin Exner auch die Art und Weise der Luftkühlung in den Schlachträumen ein maßgeblicher Player beim Versprühen der Viren gewesen sein. Dies legt sofort die Frage nahe, ob einige Klimaanlagen möglicherweise unfreiwillige Vehikel für Viren aller Art sein können.

Das Bundesamt für Umwelt weiß jedenfalls zu berichten, dass vergleichbare Viren, die sich ebenfalls gern an Aerosole heften, in der Raumluft über Stunden infektiös bleiben. Reine Umluftsysteme tragen also ganz konkret zur räumlichen Verbreitung von Viren bei.

Was sagt eine chinesische Studie dazu?

Während eines Restaurantbesuchs haben sich gleich mehrere Gäste mit COVID-19 angesteckt, Anlass genug, eine Studie loszutreten, in der die Belüftungssysteme von Restaurants unter die Lupe genommen wurden. Im Ergebnis wurde konstatiert, dass insbesondere Anlagen ohne Frischluftzufuhr ein deutlich erhöhtes Ansteckungsrisiko darstellen, da diese die Aerosole nahezu homogen im Raum verteilen. In Deutschland sind derartige Lüftungsanlagen ohne Frischluftzufuhr zumindest in Büroräumen und Restaurants verboten. Ob sich immer jeder daran gehalten hat, sei dahingestellt.

Frischluftzufuhr und geeignete Filter sind unerlässlich

Das Bundesamt für Umwelt berichtet weiter, dass moderne Klimaanlagen die Raumluft zunächst ansaugen, um sie über einen Wärmetauscher mit der Zuluft zu vermischen. Dabei ist sicherzustellen, dass die eingesogene Luft über geeignete Filter wieder ausgestoßen wird. Eine Risikominimierung erfolge aber nur dann, wenn die Lüftungsanlage regelmäßig, fachgerecht kontrolliert und gewartet wird.

In OP-Sälen und in Flugzeugen werden diesbezüglich HEPA-Filter eingesetzt. Das sind Schwebstofffilter der Kategorie „High Efficiency Particulate Air filter“. Sie können tatsächlich fast 100 Prozent der Partikelchen aus der Luft herausfiltern. Auch in den Zügen der Deutschen Bahn wird die Luft zunächst getrocknet und dann gefiltert, sodass die Klimaanlagen dort ganz gewiss keine Tröpfchen in die Waggons entlassen. Ungeachtet dessen können sich ausgeatmete Aerosole sehr wohl lange in kleinen Räumen in der Schwebe halten.

Fazit zu Corona und Lüftungs-/ Klimaanlagen

Es ist davon auszugehen, dass SARS-CoV-2 grundsätzlich über viele Lüftungs- und Klimaanlagen in der Raumluft verbreitet werden kann. Deutlich vermindert wird ein solches Risiko durch regelmäßige professionelle Kontrolle und Wartung der Anlagen, durch gezielte Frischluftzufuhr und geeignete Filter mit Maschenweiten kleiner als 1/4 Mikrometer. Wer seine Klimaanlage diesbezüglich nicht einschätzen kann, sollte sie aber nicht einfach abschalten, denn fehlender Luftaustausch und stehende Luft sind bei COVID-19 keine gute Option.

Sehr oft gut Lüften, wobei temporär auch etwas Zugluft zugelassen wird, ist eine einfache und dennoch sehr effektive Maßnahme. Cafés und Restaurants bieten ihren Gästen am besten einen Außenbereich an, was sich mit ein paar Decken bis in den tiefen Herbst realisieren lässt.

Quellen:
RKI, ZDF, Bundesamt für Umwelt, Quarks, Deutsche Apothekerzeitung